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Besteht die Legionellengafahr nur bei Duschen?

 

Das Bewusstsein für die Legionellengefahr in der Trinkwasserinstallation in der Bevölkerung wächst mit jeder, oft leider tödlichen, Pressemeldung darüber. Das Legionellen vornehmlich im Warmwasser ein Problem darstellen, ist dem Lesen danach meist bekannt.
Wie die Aufnahme der Legionellen im Körper erfolgt, wird leider nicht immer genau erklärt. Oft wird geglaubt, dass die Aufnahme Oral (durch Schlucken) erfolgt.
Dabei werden Legionellen über die Atemwege aufgenommen. Deshalb sind vor allen Duschen die größten Gefahrenquellen.
Nicht jeder der Legionellen einatmet erkrankt oder stirbt daran. Untersuchungen bei Zahnärzten und deren Assistenten ergab eine erhöhte Immunität gegenüber Legionellen. Als Grund dafür ist ein vermehrtes einatmen von Aerosolen mit Legionellen bei der Zahnbehandlung zu vermuten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass die Gefahr bei starker Aerosolbildung (zerstäubte feine Wassertröpfchen) größer ist.
Bei Duschen bedeutet dies, dass Brauseköpfe mit feinen aber harten Wasserstrahlen, Massageköpfe usw. die das Wasser fein zerstäuben und so eine hohe Aerosolbildung erzeugen die Gefahr vergrößern. Die Gefahr dadurch eventuell vorhandenen Legionellen einzuatmen ist bei diesen Duschsystemen am größten. Die wenigsten Aerosole erzeugen Duschköpfe die das Wasser in großen Tropfen fast drucklos auslassen, also große Duschköpfe wie Raindance oder ähnlich. Die Aerosolbildung und damit die Gefahr von Legionellen in der Raumluft wird dadurch minimiert, nebenbei wird auch weniger Feuchte erzeugt, was der Schimmelgefahr vorbeugt und weniger Schwitzwasser im Bad erzeugt.
 
Was vielen Personen nicht bekannt ist, dass auch andere Einrichtungen Legionellen erzeugen können und so die Gefahr auch außerhalb von Bädern lauern kann.
Kühltürme sind technische Einrichtungen die zu Rückkühlprozessen in der Industrie verwendet werden. Auch Kälteaggregate wie sie für die Bürokühlung verwendet werden, werden zum Teil mit Kühltürmen rückgekühlt. In diesen Kühltürmen herrschen optimale Brutbedingungen für Legionellen. Kühltürme sind oft auf Dächern von Gebäuden bei bestimmten Wetterbedingungen oft als Nebelschwaden auszumachen.
Legionellen wurden erstmals im Juli 1976 im Bellevue-Standfort Hotel in Philadelphia entdeckt. Bei einem Kongress ehemaliger amerikanischer Soldaten (American Legion) erkrankten 180 von 4400 Delegierten. Davon starben 29 Personen. Obwohl der Kongress am 22. Juli begann, bemerkte das Gesundheitsamt erst am 2. August, dass eine Epidemie grassierte. Trotz intensiver Forschung gelang es erst 1977, das Bakterium aus Lungengewebe eines verstorbenen Veteranen zu isolieren. Da ausschließlich Legionäre betroffen waren, wurde die Krankheit auch Legionärskrankeit und das Stäbchenbakterium als Legionelle bezeichnet.
Aktuell ist in Deutschland im Januar 2010 im Raum Ulm ein Legionellenvorfall bekannt, der 5 Tote und 64 erkrankte zur Folge hatte. Bei dem Erreger handelt es sich um das Stäbchen-Bakterium Legionella pneumophila der Serogruppe 1. Die Technische Universität Dresden ermittelte dabei als Verursachungsquelle die zu einem Blockheizkraftwerk dazugehörigen Kühltürmen. Die Anlage wurde im September 2009 installiert und befand sich im Probebetrieb. Aber auch in Frankreich und in vielen Anderen Ländern sind solche Vorfälle, oft mit tötdichem Ausgang, bekannt. Diese bekannt gewordenen Fälle sind eigentlich nur die Spitze des Eisberges, wie viele Opfer wirklich zu beklagen sind ist nicht bekannt. Erschwert wird, dass die Legionärskrankheit einen ähnlichen Krankheitsverkauf wie eine Lungenentzündung hat und deshalb häufig nicht richtig diagnostiziert wird. Im Fall der Toten von Ulm ermittelt nun der Staatsanwalt.
Leider wird es verschwiegen, dass die Kühltürme von Großkraftwerken (Atom- oder Kohlekraftwerke) die größten Legionellenschleudern darstellen können. Das Gefährdungspotenzial für die Personen in der Umgebung wird bewusst oder unbewusst nicht erforscht, der Grund dafür ist naheliegend.
Betreiber von Kühltürmen müssen diese regelmäßig (mindestens alle 3 Monate) auf ihren Hygienezustand nach VDI 6022 und VDI 3803 überprüfen lassen. Dabei darf die Keimzahl 10.000KBE in ungefährdeten Gebieten (1.000KBE in bewohnten Gebieten) und die Legionellenzahl 10 KBE / ml nicht überschreiten.  Dies ist erfahrungsgemäß nur mit hohen technischen Aufwand und intensiver Wartung möglich.
Sollten Sie in Ihrer Nähe einen Kühlturm vermuten, dann lassen Sie sich vom Betreiber dessen Hygieneberichte zeigen. Sollten Sie selber Betreiber eines Kühlturmes sein und noch keine Untersuchung durchgeführt haben, dann holen Sie umgehend die Untersuchung umgehend nach. Dies kann jeder Betreiber selber, mit sogenannten Testkitts, durchführen.
 Nähere Informationen zum Durchführen einer Kühlturmuntersuchung erhalten Sie bei:
Fa. domatec GmbH
Am Burgfried 20
84453 Mühldorf
Tel. +49 (0) 8631 1676 11
Tel. +49 (0) 8631 1676 20
Mail: info@domatec.info
Internet: www.domatec.de
 
 
Der aktuelle Fall in Ulm ist in der Südwest Presse nachzulesen:
http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/art4329,352279

 



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