Thermografie als Zauberwaffe?

 

Fast jeder kennt heute die „bunten“ Bilder der Thermografie. In unserer technikgläubigen Gesellschaft wird den Bildern eine sehr starke Aussagekraft unterstellt. Die ist im Prinzip richtig, wenn der Thermograf eine hochwertige Kamera einsetzt und die notwendigen Kenntnisse besitzt. Dies ist jedoch bei den wenigsten Nutzern der Fall. Billige Thermografiesysteme sind schon ab 5,000€ zu bekommen, die Auflösung ist vielleicht mit einer 1 Megapixel Digitalkamera vergleichbar. Die Nutzer sind selten als Thermograf ausgebildet und zertifiziert. Daraus resultieren oft eine Vielzahl von Interpretationsfehlern. Am schönsten ist es immer zu sehen, wenn der Oberflächentempertur bei Fenstern gemessen wird. Daran wird ersichtlich, dass der Anwender das Messsystem der Thermografie nicht kennt.
Bei der Thermografie werden die von der Oberfläche abgehenden (bei Glasscheiben reflektierenden!) infraroten Wärmestrahlen gemessen und in „falschfarben“ farbig abgebildet. Daraus wird schon ersichtlich, dass sehr viele Störfaktoren den Messwert beeinflussen können. Eine Gebäudethermografie ist eigentlich nur im Winter, bei niedrigen Außentemperaturen und ohne Einfluss der Tagesstrahlung (späte Nachtstunden) möglich.
Wenn man die Störfaktoren und die notwendigen Umgebungsbedingungen kennt, ist es verständlich, dass eine vernünftige Messung nur in einem kleinen Zeitfenster möglich ist und deshalb auch ihren Preis hat. Viele Nutzer versuchen auch zu ungünstigen Zeiten eine Messung anzubieten um das Gerät kostenmäßig auszulasten. Der Kunde bekommt dann unter umständen Aufnahmen, die ihm ein „mangelfreies“ Gewerk suggerieren.
 
Einfaches Beispiel wie eng die Grenzen der Thermografie sind:
Bei üblichen Thermografiebedingungen ist der Unterschied zwischen einer Wand mit einem U-Wert von 0,25W/m²K und 1,0W/m²K auf der Außenwand nur ~1°C
.
Auch kann ein Thermograf durch einfaches Verändern der Mitteltemperatur ein Gebäude rot „leuchtend“ oder „energetisch“ blau erscheinen lassen. Da die meisten Bürger mittlerweile die „bunten Bilder“ kennen meinen sie zu wissen, dass das rot leuchtende Gebäude energetisch ertüchtigt werden muss. So kann mancher gut seine Dämmungen verkaufen.
Hohlen Sie sich zur Gebäudethermografie nur zertifizierte Thermografen, um für Ihr Geld auch eine aussagekräftige Aufnahme zu bekommen.
Zertifizierte Thermografen finden sie z.B. beim Bundesverband für angewandte Thermografie www.vath.de.

 



© Copyright Alexander Schaaf (Vervielfältigung ohne Zustimmung des Autors verboten)