Bei der Sanierung mit Injektionen wird eine chemische Sperrflüssigkeit durch in horizontaler Linie angeordnete Bohrlöcher in das Mauerwerk eingebracht. Man unterschied zwischen drucklosen und gepressten Verfahren. Das Verfahren ist vielen Jahren bekannt und wird häufig eingesetzt. Der Marktanteil bei den Sanierungen liegt nach Aussage von Frau Prof. Dr. Natalia Lesnych auf den Wiener Sanierungstagen 2009 in der BRD bei 90%. Ohne hinreichende Verarbeitungserfahrung führt die Anwendung dieser Methode aber nicht immer zu einem langfristigen Erfolg.
Für die Wirksamkeit der Injektagen muss der genaue Feuchtegehalt und pH-Wert an allen Stellen des Gebäudes bekannt sein, da viele Sperrflüssigkeiten sich feuchteabhängig eindicken oder verdünnen können. Ein verschließen aller Kapillaren ist jedoch kaum möglich, da der Durchmesser der Kapillaren zwischen 0,1 und 10 ym beträgt. (Zum Vergleich: der mittlere Durchmesser eines menschlichen Haares liegt bei ca. 70 ym) Selbst bei deutlich verringerter Oberflächenspannung der chemischen Sperrflüssigkeit kann diese nicht in alle Kapillaren eindringen. Bei unsachgemäßer Anwendung findet so keine homogene Verteilung der chemischen Injektionsmittel statt, so dass eine vollflächige horizontale Absperrung der aufsteigenden Feuchte nicht immer gewährleistet ist. Alle Hohlkammern im Mauerwerksstein, Ecken und Wandanschlüsse können ebenfalls nicht immer vollständig abgedichtet werden. Die Hohlkammersteine müssten in Fugenhöhe abgedichtet werden. Die Lage der Kammern ist aber meist nicht bekannt.
Auch kann ein feuchtes Mauerwerk wenig zusätzliche Feuchte (Sperrflüssigkeit) aufnehmen. Wo schon Feuchte ist kann keine oder wenig Feuchte aufgenommen werden. Erst bei einer vorhergehenden Trocknung ist eine begrenzte Aufnahme möglich.
Ein getränkter Schwamm (Mauerwerk) der in einen Eimer mit einer Flüssigkeit (Injektagemittel) geworfen wird kann nur begrenzt oder gar keine Flüssigkeit aufnehmen. Nur ein ausgewundener Schwamm (getrocknetes Mauerwerk) nimmt ausreichend Flüssigkeit (Sperrmittel) auf.
Dies wird z.B. durch eine Studie von Balak / Simlinger im Jahre 2005/06 bestätigt. In der Studie wurde nachgewiesen, dass 60% aller gewerblichen und 80% (mit Nichtgewerbe) eingesetzten Flüssigkeitssperren (Injektagen) nicht funktionieren! Der häufigste Grund ist die fehlende Trocknung vor der Sanierung. Dies wurde in einer spütereun Untersuchung bestätigt.
Neueste Untersuchungen von Dr. Balak / Dipl.-Ing. Simlinger in Wien ergaben, dass Injektagen nur Erfolg haben können, wenn der Durchfeuchtungsgrad unter 20 % ist!
Generell müssten in fast allen Fällen eigentlich nur die Mörtelfugen injiziert werden, da fast alle Mauersteine eine wesentlich geringere Kapillarität (Saugfähigkeit) besitzen.
Siehe dazu den Bericht von Balak, M.; Simlinger, C des Österreichischen Forschungsinstituts für Chemie und Technik (ofi): "Nachträgliche Horizontalabdichtung von Mauerwerk mittels Injektionsverfahren - neueste Erkenntnisse"
Durch die nicht verschlossenen Kapillaren kann weiterhin Feuchte aufsteigen. Oberhalb der „vermeintlichen“ Sperre liegende Wandteile können weiterhin langsam aber stetig durchfeuchten. Das Mauerwerk ist unwiederbringlich chemisch, verändert mit allen möglichen Folgeerscheinungen.Verschiedene Systemanbieter werben mit einem Verarbeitungspressdruck von mehr als 100bar. Es wird dabei meist verschwiegen, dass Materialbedingt der zerstörungsfreie Einpressdruck nur bei wenigen bar liegen kann.
Anmerkung:
Bei 100 bar Wasserdruck würde das Mauerwerk regelrecht zerfetzt werden!
In der letzten Zeit wurden die Ausgasungen der Injektionsmittel stärker untersucht. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Teilweise mussten öffentliche Räume gesperrt werden, da durch die Belastung mit VOC´s eine Gesundheitsgefährdung nicht mehr ausgeschlossen werden konnte.(z.B. Untersuchung TÜV Nord)
Der Nachweis der Wirksamkeit kann durch den Auftraggeber leicht geführt werden. Da die Sperrflüssigkeit das Mauerwerk im Bereich der eingebrachten Sperrflüssigkeit wasserundurchlässig gemacht haben sollte, kann nach Beendigung der Maßnahme aus dieser Ebene ein Bohrkern entnommen werden. Dieser wird gewogen und in einen Behälter mit Wasser gelegt. Wenn die Sanierung erfolgreich war wird der Bohrkern wenig oder gar keine Feuchte (Gewicht) zunehmen. Nimmer er zu viel Gewicht (Fechte) auf muss die Wirksamkeit in Frage gestellt werden.
Grundsätzlich kann auch diese Sanierungsmethode zum Erfolg führen. Es gibt viele gelungene Beispiele der ausführenden Firmen.
Jede Verringerung der Feuchte im Mauerwerk wirkt sich positiv auf die Bausubstanz aus, ein Altbaukeller wird, egal mit welcher Sanierungsmethode, nie zum Neubaukeller mit dessen Nutzungsmöglichkeiten werden.
Die Sanierung mit Injektionen kann zu folgenden Mängeln führen:
mögliche Schädigung der Bausubstanz durch Einsperren der Feuchte im unteren Bereich
statische Probleme durch die große Anzahl der Bohrungen
Belästigung durch Lärm und Staub
nicht für alle Baustoffe uneingeschränkt anwendbar (z.B. Bruchstein oder Fels bei alten Gebäuden)
oft keine 100% Garantie alle Kapillaren abzudichten
Einsatz von teilweise chemischer- und mauerwerkszersetzender Mittel
drückende Feuchte kann das Mauerwerk oberhalb der Sperre weiter durchfeuchten und ungehindert nach oben steigen
Einsperren der Feuchte in einer gewissen Höhe
Das Überputzen der Injektionsebene führt ggf. zur Überbrückung der Sperre
mögliche Zersetzung der Injektionsflüssigkeit durch die im Mauerwerk natürlich vorhandenen Säuren und Laugen (pH-Wert)
Ausgasung der chemischen Inhaltsstoffe
muss unter Umständen nach ca. 15-20 Jahren wiederholt werden
bei falsch eingesetzten Mitteln kann die chemische Zersetzung nicht mehr rückgängig gemacht werden
Schematische Darstellung der möglichen Mängel bei Injektionsverfahren
(vertikaler Schnitt)
Schematische Darstellung der möglichen Mängel bei Injektionsverfahren
Wie in der Zeichnung ersichtlich, ist die vollständige Verteilung der Sperrflüssigkeit an den Ecken und Maueranschlüssen nicht immer zu erreichen.
(horizontaler Schnitt)
Wie in der Zeichnung ersichtlich können Hohlkammern bei falscher Bohrhöhe nicht vollständig verschlossen werden. Die Lage der Mörtelfuge ist aber nicht immer bekannt.