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Der fRSi-Wert zur Bewertung einer Schimmelwahrscheinlichkeit

In der DIN 4108 Teil 2 gibt es nun den dimensionslosen Temperaturfaktor fRSi, mit dem eine Aussage über die Schimmelpilzwahrscheinlichkeit getroffen werden soll. Leider hat dieser Faktor mathematisch sowie logische Schwachstellen, da er einen starren (nicht den tatsächlichen) Feuchtewert berücksichtigt.
Es wird versucht durch eine Gleichung, alleine mit den Werten: Innen-, Außen- und Wandoberflächentemperatur eine Aussage über eine Schimmelwahrscheinlichkeit zu treffen. Die Feuchte wird überhaupt nicht berücksichtigt, Feuchte ist jedoch der wesentliche Indikator für Schimmel.
Auch in der mathematischen Logik ist die Formel kritisch zu betrachten.
fRSi = TSiTe
          TiTe
fRSi = dimensionsloser Temperaturfaktor [-] = ≥ 0,7
TSi = Wandoberflächentemperatur [°C]
Te   = Außentemperatur [°C]
Ti   = Innentemperatur [°C]
 
Der alte und unserer Meinung nach nicht mehr zeitgemäße Temperaturwert für eine minimale Wandoberflächentemperatur ist 12,6°C bei 50% rel. Feuchte.
 
0,704 = 12,6°C – (-5°C)    =   12,6 + 5 = 17,6
               20°C – (-5°C)            20 + 5         25
 
20°C Raumtemperatur und 50% rel. Feuchte ergeben 7,75 g (je kg Luft) an absoluter Feuchte bei einem Taupunkt von 9,3°C (Basis für alle Berechnungen). Mit dem mollier h-x Diagram umgerechnet, ergeben sich bei der angenommenen und zulässigen rel. Fechte von 50% in der Raumluft auf der Wandoberfläche folgende kritische Werte:
 
Rechenwert bei 12,6°C Wandtemperatur >> 80% rel. Feuchte an der Wandoberfläche
 
Taupunkt (100% rel. Feuchte) bei:                                                    (9,3°C)
Schimmelwachstum (≥80% rel. Feuchte) bei:                                 12,6°C
Grenzbereich Schimmelwachstum (≥70% rel. Feuchte) bei:          15,0°C
 
Das heißt: Bei einem fRSi – Wert von 0,7, einer Raumtemperatur von 20°C und 50% rel. Feuchte bei -5°C Außentemperatur ist der Feuchtewert an der Wandoberfläche im Schimmelbereich von 80%!
 
 
 
Die Luft kühlt an der Wandoberfläche aus und kann somit weniger Feuchte in sich binden, dementsprechend steigt der rel. Feuchtewert an. Deshalb ist der kritische Wert in der Norm für Schimmelwachstum 70% rel. Feuchte an der Bauteiloberfläche, bei 80% ist immer von einem Schimmelwachstum auszugehen.
 
 
Bei einer niedrigeren, aber durchaus üblichen, Außentemperatur (z.B. -10°C) wird eine niedrigere Wandoberflächentemperatur von 11°C zugestanden, was der eigenen Norm mit der minimal zulässigen Wandoberflächentemperatur von 12,6°C eigentlich widerspricht.
 
0,7 = 11,0°C – (-10°C)    =   11 + 10 = 21
           20°C – (-10°C)          20 + 10      30
 
Rechenwert bei 11,0°C Wandtemperatur >> 90% rel. Feuchte an der Wandoberfläche
 
Taupunkt (100% rel. Feuchte) bei:                                                     9,3°C
Schimmelwachstum (≥80% rel. Feuchte) bei:                                 12,6°C
Grenzbereich Schimmelwachstum (≥70% rel. Feuchte) bei:          15,0°C
 
Das heißt: Bei dieser Berechung wird bei einem fRSi – Wert von 0,7 ein Temperaturwert unterhalb von 12,6°C und ein Feuchtewert von 90%  an der Wandoberfläche als zulässig erklärt!
 
 
Im Schlafzimmer mit Raumtemperaturen von 18°C und Normaußentemperatur von -5°C ergeben sich folgende, für uns absolut inakzeptable Werte:
 
0,72 = 11,1°C – (-5°C)    =   11,1 + 5 = 16,5
            18°C – (-5°C)            18 + 5         23
 
 
Rechenwert bei 11,1°C Wandtemperatur >> 88% rel. Feuchte an der Wandoberfläche
 
Taupunkt (100% rel. Feuchte) bei:                                                     9,3°C
Schimmelwachstum (≥80% rel. Feuchte) bei:                                 12,6°C
Grenzbereich Schimmelwachstum (≥70% rel. Feuchte) bei:          15,0°C
 
Das heißt: Bei dieser Berechung wird bei einem fRSi – Wert von 0,7 ein Temperaturwert unterhalb von 12,6°C und ein Feuchtewert von >80%  an der Wandoberfläche als zulässig erklärt!
 
 
 
Die selbe Rechnung im Schlafzimmer bei einer Außentemperatur von -10°C:
 
0,7 = 9,6°C – (-10°C)    =   9,6 + 10 = 19,6
          18°C – (-10°C)          18 + 10        28
 
Rechenwert bei 9,6°C Wandtemperatur >> 98% rel. Feuchte an der Wandoberfläche
 
Taupunkt (100% rel. Feuchte) bei:                                                     9,3°C
Schimmelwachstum (≥80% rel. Feuchte) bei:                                 12,6°C
Grenzbereich Schimmelwachstum (≥70% rel. Feuchte) bei:          15,0°C
 
Das heißt: Bei dieser Berechung wird bei einem fRSi – Wert von 0,7 ein Wandoberflächentemperaturwert knapp oberhalb des Taupunktes und Feuchtewerte von fast 100% als zulässig erklärt!
 
 
Diese Formel widerspricht unserer Meinung nach allen bekannten wissenschaftlichen und bauphysikalischen Erkenntnissen. Wegen der fehlenden Betrachtung der tatsächlichen Feuchte ergeben sich rechnerische völlig unzulässige und allen gängigen Normen widersprechende, Temperatur- und Feuchtewerte. Deshalb kann diese Formel alleine nicht als Nachweis im Bestandsbau verwendet werden.
 
Da Feuchtewerte bis 60% im Raum Normmäßig und juristisch als normal angesehen werden ist diese Berechung alleine durch den zu geringen Ansatz der Feuchte mit 50% rel. Feuchte als nicht brauchbar anzusehen. Würde die rel. Feuchte von 60% eingerechnet, würden die Rechenbeispiele noch extremer.
Warum in der heutigen Zeit immer noch an diesen alten Werten 50% Feuchte und 12,6°C festgehalten wird ist für uns nicht nachvollziehbar.
Aus dieser unserer Meinung nach unakzeptablen Formel wird ersichtlich, dass in den Normausschüssen offensichtlich auch Interessensvertreter einen Einfluss haben, was unserer Meinung nach dem Ansehen von Normen nicht dienlich sein kann.

 

 

Bei der Berechnung wird ersichtlich, dass nur eine ausreichend hohe Wandoberflächentemperatur das Schimmelpilzrisiko verringern kann.

 

Fazit:
 
Der fRSi –Wert ist unserer Meinung nach alleine nicht geeignet um ein Schimmelpilzrisiko zu beurteilen. Es müssen immer mehrere Faktoren beachtet werden.
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Rechtssprechung nicht immer die gleiche ist, wie die Aussagen der Normung. (Beispiel Schallschutz)

 

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